App für sexuelle Bildung in der Schule
KNOWBODY ist eine App für sexuelle Bildung ab der 6. Klasse. Sie beinhaltet interaktive Lerneinheiten rund um Beziehungen, Sexualität, Geschlecht, Körper und Selbstbestimmung. Diese passen zeitlich genau in eine Schulstunde und sollen Lehrende dabei unterstützen, die im Lehrplan verankerten Themen vollständig und fächerübergreifend zu unterrichten.
Darüber hinaus stellt die App den Jugendlichen auch im Privatleben verlässliche und wissenschaftlich aktuelle Informationen bereit.
Denn wie der Name schon verrät soll sie Jugendliche dazu befähigen selbst zu KNOWBODYs zu werden: Um sich im eigenen Körper sicher und wohl zu fühlen oder anderen Grenzen aufzuzeigen, ist es Voraussetzung ihn zu kennen und zu verstehen.
Lehrkräfte werden im Hinblick auf ihren sexuellen Bildungsauftrag oft alleingelassen. Das Forschungsprojekt „Sexuelle Bildung für das Lehramt“ (SeBiLe), ein Kooperationsprojekt der Universität Leipzig und der Hochschule Merseburg, hat gezeigt: Bisher werden gerade einmal ca. 20 % der Lehramtsstudierenden von Angeboten zur Sexuellen Bildung/Sexualpädagogik im Studium erreicht (Wienholz 2022). Entsprechend verwundert es auch nicht, wenn sich Lehrende unzureichend vorbereitet fühlen. In der Konsequenz werden viele wichtige Themen nicht besprochen oder Mythen und Tabus sogar reproduziert. Denn die Erkenntnisse zeitgemäßer Sexualpädagogik finden nur langsam ihren Weg in Schulmaterialien. In diesen ist derweil noch immer das sogenannte „Jungfernhäutchen“ zu finden, die korrekte Bezeichnung und Darstellung der Klitoris sucht man dafür oft vergebens. Auch in Bezug auf geschlechtliche und sexuelle Vielfalt und die Perspektiven einer hyperdiversen und postmigrantischen Gesellschaft lassen aktuelle Schulbücher und Arbeitsblätter zu wünschen übrig (Auma 2020).
Um das dringend notwendige Zeitbudget, das es für umfassende Sexuelle Bildung braucht, im Schulalltag mit seinen oft straffen Zeit- und Prüfungsplänen bereitzustellen, müsste Sexualkundeunterricht fächerübergreifend in den regulären Curricula verankert sein. Dies ist eigentlich in fast allen Richtlinien für Sexualkunde in der Schule vorgesehen, wird aber kaum umgesetzt. Sexualkunde wird bislang hauptsächlich von Biologie-Lehrkräften unterrichtet (SeBiLe 2020). Ein Wandel weg von der oft rein biologischen Sexualkunde hin zu einer ganzheitlichen Sexuellen Bildung an Schulen, die Lehrkräfte verschiedener Fächer gerne umsetzen und die sich an der Lebenserfahrung von Schüler*innen ausrichtet, ist die Vision, die das Team von Knowbody antreibt.
Knowbody ist eine App für Sexuelle Bildung an weiterführenden Schulen im deutschsprachigen Raum ab der sechsten Klasse. Sie soll Schüler*innen verlässliche und wissenschaftlich aktuelle Informationen zu Sexualität und allen im Lehrplan verankerten Themenbereichen wie z. B. romantischen und sexuellen Beziehungen, Geschlecht oder Körper bereitstellen. Durch die Nutzung einer App sollen Jugendliche dort abgeholt werden, wo sie täglich Medien konsumieren, Kontakte pflegen und sich sowieso mit den Themenfeldern Beziehungen, Identitäten, Körperbilder und Sexualitäten befassen, nämlich auf Sozialen Medien wie YouTube, TikTok, Instagram oder Twitter.
Ziel ist es vor diesem Hintergrund, ein digitales Lehr- und Lernmittel zu schaffen, das Lehrende bei der Unterrichtsgestaltung unterstützt und das den Schüler*innen auch darüber hinaus als vertrauenswürdiges Informationsmittel zur Verfügung steht.
Die App-Inhalte orientieren sich an den curricularen Vorgaben der (Bundes-)Länder sowie an den „Standards für die Sexualaufklärung“ in Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (WHO-Regionalbüro für Europa und BZgA 2011).
Sie sind in acht Module aufgeteilt:
Beziehungen
Sexualität
Körper
Geschlecht
Familie und
Familienplanung
Sexualität und Medien
Vielfalt und Gesellschaft
sexuelle Selbstbestimmung
Zu jedem Modul gibt es Lerneinheiten, die auf ca. 45 bis 90 Minuten Unterricht ausgelegt sind, jedoch in ihrer Länge, Tiefe und Schwerpunktsetzung variieren und unterschiedlich kombiniert werden können. Die Lerneinheiten bestehen aus Aufgaben, die sich verschiedene Medienformate und pädagogische Methoden zunutze machen, um die Inhalte zielgruppengerecht
zu vermitteln. Dazu zählen beispielsweise Sprachnachrichten und Messenger-Imitationen, die Situationen aus dem Gefühlsalltag von Jugendlichen beschreiben und von Schüler*innen
nach dem Think-Pair-Share-Prinzip (d. h. zuerst der Einzelreflektion, dann dem Austausch zu zweit und final dem Teilen von Beiträgen in der Gesamtklasse) ausgewertet werden sollen. Die Lehrkraft übernimmt dabei eine moderierende Rolle und soll den Schüler*innen bei der Bearbeitung der Aufgaben begleitend zur Seite stehen.
Knowbody verfolgt eine menschenrechtsbasierte, diskriminierungsreflektierte und vielfaltsbewusste Sexualpädagogik (Debus 2016), welche die Differenz und Vielfalt von Beziehungsformen, Begehren und Geschlechtsidentitäten anerkennt, wertschätzt und auch aktiv abbildet (Recla und Schmitz-Weicht 2015). Dabei ist es dem Team von Knowbody wichtig, über Diskriminierungsformen aufzuklären und Anstoß dafür zu geben, gesellschaftliche Normen z.B. in Bezug auf Geschlecht kritisch zu hinterfragen.